Ein Ex-Nazi und Rotlichtrocker packt aus

Eine geborgene Kindheit, Blockflötenunterricht und ein ganz normaler Einstieg in das Leben. Nichts deutet auf eine Nazi-Karriere hin. Ein funktionierendes Elternhaus, ein geborgenes Umfeld mit Fußball auf dem Bolzplatz. Mit 10 Jahren kommt die Nachricht der Eltern, dass die Familie nach England umziehen wird. Eine Welt bricht für Philip zusammen. Als er sich in England endlich eingelebt hat, geht es wieder zurück in die alte Heimat, dort ist er wieder einsam. Schlechte Noten, keine Freunde, ein enttäuschter Vater, das ist die Realität nach wenigen Monaten zurück in Deutschland. Hier lernt er zum ersten Mal hassen. Der Hass gilt Vater und Mutter - warum waren sie ausgewandert, warum bin ich nur gut mit guten Noten?

 

Es gibt lange kein Lob für den Sohn. Aber die rechtsradikale Musik kann ihn abholen. Die Musik der „Böhsen Onkelz“ etwa sagt ihm, du bist per Geburt gut, du gehörst zum besten Prozent dieser Welt. Du bist gut. Das spricht Philip Schlaffer an und ist der Einstieg in den Rechtsradikalismus. In einem kurzen Video zeigt er den Schülerinnen und Schülern der Agnes-von-Hohenstaufen-Schule, wie er lernt, alle zu hassen: die Polizisten, den Staat, die Juden, ohne auch nur irgendjemand persönlich zu kennen. Er findet seine „Heimat“ in der rechten Szene, fühlt sich dort geborgen, stark und verstanden. Er sieht sich als Opfer der Gesellschaft und wird zum Täter.

Er spricht über die Gefahren, die von sich in der Gesellschaft verbreitenden rechtspopulistischen und rechtsradikalen Ansichten ausgehen und darüber, was man dem entgegensetzen kann, um die liberale und freiheitliche Demokratie zu schützen. Ein spannender Vormittag für die Schüler*innen der Agnes-von-Hohenstaufen-Schule, die mit ihren vielen Fragen den Referenten forderten und viel erfahren durften. Mit den Worten „Wer anderen die Freiheit verweigert, findet sie nicht für sich selbst“, mit diesen Worten verewigt sich Schlaffer zum Abschied an der Poesiewand der AvH.